Worauf bauen wir?
Ökumenischer Gottesdienst zum Weltgebetstag am 5. März 2021
Ganz so wie immer würde es diesmal nicht sein! Das war allen im Vorbereitungsteam klar. Aber den Weltgebetstag trotz aller durch Corona bedingter Einschränkungen als Präsenz-gottesdienst zu feiern, um damit ein starkes Zeichen der Verbundenheit und Solidarität miteinander und mit den Frauen weltweit zu setzen – das war allen wichtig und kam so auch im ersten der beiden Online-Vorbereitungstreffen zum Ausdruck.
Die Liturgie, Texte und manche der Lieder für den Gottesdienst kommen in diesem Jahr aus Vanuatu. Dies ist ein für uns weitgehend unbekannter Inselstaat im Südpazifik, zwischen Australien, Neu-Seeland und Fidschi gelegen. Bis 1980 unter britischer und französischer Kolonialherrschaft und als „Neue Hebriden“ bekannt, gab er sich in diesem Jahr den selbst gewählten Namen Vanuatu (sich erhebende Inseln). 2006 landete das Land sogar auf dem ersten Platz des sogenannten „Happy Planet Index“. Das bedeutet, dass von insgesamt 140 Ländern die Bevölkerung Vanuatus das beste subjektive Wohlbefinden und die höchste durchschnittliche Lebenserwartung hat, also das „glücklichste Volk der Erde“ zu sein scheint.
So haben die Einwohner der vielen kleinen Dörfer und der wenigen Städte auf den 67 verschieden großen Inseln wohl tatsächlich meistens ein Lächeln im Gesicht, auch wenn die gegenwärtige Situation eigentlich keinen Grund mehr dazu gibt. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürme und Tsunamis waren schon immer eine Bedrohung für die Menschen dort. Die beiden letzteren werden aber durch den Klimawandel in den letzten Jahren häufiger und heftiger.
Zwar trägt ein für uns vorbildliches, strenges Plastikverbot im Land dazu bei, die Verschmutzung des Meeres aufzuhalten. Jedoch ist Vanuatu weltweit am stärksten durch den Klimawandel bedroht, ohne dass die Menschen dort aufgrund ihrer naturverbundenen Lebensweise dazu beigetragen hätten. Die steigenden Wassertemperaturen des Meeres gefährden die Fischbestände, höhere Lufttemperaturen wirken sich negativ auf die Ernte von Feld- und Gartenfrüchten aus, der Meeresspiegel steigt und nagt an den Küsten.
Für die Frauen ist Vanuatu sowieso alles andere als ein Paradies: Die Rollenverteilung ist traditionell, die Gewaltrate hoch und die Mitsprachemöglichkeiten sind gering. In der 40-jährigen Geschichte des Inselstaates mit 10 Legislaturperioden mit jeweils 50 Abgeordneten haben es bisher nur 5 Frauen ins Parlament geschafft.
In dem ökumenischen Gottesdienst, der in der Auferstehungskirche von Frau Pfarrerin Schneider, Frau Gemeindereferentin Fritz, dem Vorbereitungsteam und den Besucher(innen) gefeiert wurde, stand der Bibeltext aus dem Matthäusevangelium im Mittelpunkt, der von einem Hausbau auf Sand und einem solchen auf Felsen erzählt:
„Wer meine Worte hört und danach handelt, baut sein Haus auf Fels, und die Stürme werden es nicht fortreißen“ (Mt. 7, 24-27).
Ihre Gedanken dazu teilte Frau Gemeindereferentin Fritz in ihrer Predigt mit. Mehrere sehr schöne Lieder des Weltgebetstags-Komitees, gespielt und gesungen von einer kleinen Musikgruppe, wurden angehört. Es kamen verschiedene Frauen aus Vanuatu zu Wort, indem Mitwirkende des Gottesdienstes ihnen ihre Stimme liehen. Dadurch wurde ihre Lebenssituation für die Gottesdienstbesucher(innen) besser vorstellbar. Die Altarstufen waren mit den Farben der Flagge von Vanuatu geschmückt. Als ein Zeichen gegen das Artensterben aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel wurden im Gottesdienst Tütchen mit bienenfreundlichen Blumensamen an die Besucher(innen) verteilt.
Auch wenn die Teilnehmerzahl beschränkt war und besondere Gottesdienstelemente wie z.B. Rollenspiele sowie das anschließende Beisammensein mit kulinarischen Kostproben aus dem Gastgeberland leider fehlten, so war dieser Weltgebetstag doch auch diesmal wieder sehr berührend und mutmachend. Mit der Kollekte wurde wie immer die weltweite Projektarbeit des Deutschen Komitees des Weltgebetstags der Frauen e.V. unterstützt.
Susanne Jakobi
Quelle:
Auferstehungs-Mosaik, Ausgabe 1/2021
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